Eighties-Musik dröhnt aus den Boxen, statt grazilen jungen Damen paradieren Models älteren Jahrgangs über den Laufsteg in Tokio. Was sie präsentieren, gehört normalerweise nicht zur Bekleidung von Erwachsenen: Es sind Windeln.

Die Japaner sind eine der ältesten Gesellschaften der Welt. Deshalb gibt es auch eine grosse Zahl Senioren, die an Inkontinenz leiden. Diese sollen sich nicht schämen für ihre Beschwerden – und der heimischen Windelindustrie zu guten Geschäften verhelfen.

«Windeln sind etwas, was die Menschen nicht sehen wollen», ist sich Kiyoko Hamada bewusst, einer der Organisationen der speziellen Modeschau. «Doch wenn wir sie attraktiver machen, können wir die Menschen leichter darüber aufklären».

Hamadas Zielpublikum wächst und wächst: Bereits sind mehr als 20 Prozent der Japaner über 65 Jahre alt. Und bis ins Jahr 2050 werden mehr als eine Millionen Methusalems ihren 100. Geburtstag erleben, wie «CNN» berichtet.

Kein Wunder zeigte eine Umfrage der Wirtschaftszeitung «Nikkei» diese Woche, dass sich die Verkäufe von Erwachsenen-Windeln im letzten Jahrzehnt verdoppelt haben – 500 Millionen Dollar werden so bereits umgesetzt.

Ob die Modeschau an dem Tabu Alterswindeln rütteln konnte? Immerhin verfolgten mehrere hundert Leute die Präsentation und all die Ausführungen darüber, welche Windeln sich besser für den Tag, und welche sich besser für die Nacht eignen.