Montag, 11. Januar 2021

Das unerwartete Leben von Kai - Teil 2

 => Zu Teil 1


Von uns aus war es nicht weit bis zum Einkaufszentrum in der Innenstadt. So sah ich das blau-weiße Gebäude nur wenige Minuten nachdem wir losgefahren waren, vor uns aufragen. Doch wir bogen nicht auf den Parkplatz des Shoppinggiganten ein, sondern fuhren an diesem vorbei und hielten einige Straßen weiter vor einem geräumig wirkenden Geschäft, dessen zwei Schaufenster mit teuren Anzügen und Abendkleidern, sowie einigen kleinen Osterhasen und Eiern ausgeschmückt waren. - Krumm & Söhne - Ihre Schneiderei für Abendgarderobe seit 1945 - stand in goldenen Buchstaben auf dem auf Hochglanz polierten Schild über dem Eingang.

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Kaum stand das Auto still, eilte ein gut gekleideter junger Mann im Anzug aus dem Laden, begrüßte meine Mutter überschwänglich und half ihr aus dem Auto heraus. Auch mein Bruder Finn und ich stiegen aus, doch der Mann hatte nur Augen für meine Mutter. “Schön, dass sie uns erneut beehren Frau Siebel. Ich hoffe, sie hatten eine gute Fahrt. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Kommen sie doch herein und …". Dann hörte ich wieder weg. Diese zehn Sekunden hatten mir gereicht, um zu beschließen, diesen Schleimbolzen nicht zu mögen. Und auch, wenn ich eigentlich gerne Einkaufen ging, so sank meine Laune ganz schön, als ich sah, dass ein zweiter Mann, der dem ersten bis aufs Haar glich, lediglich ihre Anzüge unterschieden sich, der eine war dunkelrot, der andere dunkelblau, mit einer Kaffeetasse und einigen Gläsern aus einem Hinterzimmer kam und diese auf einen kleinen Glastisch stellte. Auch er begrüßte meine Mutter mit einem Redeschwall von Komplimenten und nahm ihr den Mantel ab. ‘Das müssen wohl die “Söhne” von “Krumm & Söhne” sein, schoss es mir durch den Kopf, wandte mich dann aber von den beiden ab und sah mich etwas im Laden um. Er war geräumig und modern eingerichtet. Überall hingen Anzüge, Abendkleider und Accessoires. In einer Ecke des Verkaufsraums hingen mehrere Vorhänge, wohl um Kunden etwas Privatsphäre beim Anprobieren verschaffen zu können. Dies wäre jedoch momentan nicht nötig gewesen, da wir neben den zwei identisch aussehenden Männern die einzigen Menschen im Laden waren. 

Während ich gedankenverloren durch die Auslagen schlenderte, sah ich, wie Finn von dem Mann im blauen Anzug – dem “blauen Schleimbeutel”, wie ich ihn grinsend für mich getauft hatte - zu sich gerufen und auf ein Podest bei den Vorhängen geleitet wurde. Sein Bruder kam nur wenige Augenblicke später aus einem Hinterzimmer, schwer beladen mit einem Haufen Stoff und jeder Menge anderer Dinge, die er um Finns Podest herum ausbreitete. Beide machten sich eifrig daran, Finn mit einem Maßband genaustens zu vermessen und, in Rücksprache mit meiner Mutter, verschiedene Farben und Muster für seine neue Abendgarderobe vorzuschlagen und sich alles genaustens zu notieren. 

Dann blieb ich wie angewurzelt stehen. Es hatte mich getroffen, wie ein Schlag. Wenn Finn fertig war, dann war ich an der Reihe. Auch ich würde mich auf das Podest stellen müssen und Blau und Rot würden auch bei mir mit ihren Maßbändern und Stoffstücken an mir herumhantieren. Dann würden sie unweigerlich herausfinden, was ich unter meiner Hose trug. Ich sah noch einmal zu Finn herüber. Er stand inzwischen nur in Unterwäsche vor den beiden Schneidern und wurde um die Hüfte herum vermessen. Mein Gehirn raste, ich versuchte eine Lösung zu finden, doch sah ich keine Möglichkeit, wie ich meine Windel vor den beiden verbergen sollte. Ich betastete sie unauffällig und fühlte, dass sie inzwischen doch schon relativ feucht geworden war. Nicht so, dass ich bald wechseln müsste, aber jeder, der mir zu nahe kam würde eindeutig sehen können, dass die Windel nicht nur ein ungewöhnliches Modeaccessoire, sondern eindeutig für ihren Zweck genutzt worden war. Ich schaute noch einmal herüber zu den anderen. Was würden die Beiden wohl sagen, wenn sie meine Windel fänden? Würden sie mich auch “Hosenpisser” oder “Baby” nennen, wie die anderen in der Schule? Vielleicht würden sie sich ja auch ekeln und sich weigern auch nur in die Nähe meiner Windel zu kommen. So wie damals in der vierten Klasse, als ein neuer Mitschüler sich lauthals beschwert hatte, er würde nicht länger neben jemanden sitzen wollen, der, wie er es so nett ausgedrückt hatte, “nach Pisse stinkt”, nachdem er von meinem kleinen Hilfsmittel erfahren hatte. 

Gab es irgendeine Möglichkeit, dieser Situation zu entkommen? Ich sah mich erneut um und spielte mit verschiedenen Gedanken, wie mich unter einem großen Ballkleid zu verstecken oder mich auf der Toilette einzuschließen, verwarf diese kindische Ideen aber schnell wieder. Welchen Zweck hatte es, einen Aufstand zu machen? Vielleicht sollte ich mich meinem Schicksal einfach ergeben und die Situation über mich ergehen lassen. Während sich in meinem Kopf ein regelrechter Kampf abspielte, wie ich die Situation denn jetzt angehen sollte und wie ich auf die scheinbar unvermeidliche Peinlichkeit, die mir bevorstand, reagieren würde, ging ich weiter ziellos im Laden umher fand mich irgendwann in der Frauenabteilung wieder. Hier hingen einige prunkvolle Abendkleider sowie jede Menge Zubehör wie Handtaschen, Haarschmuck und ein paar andere Kleidungsstücke, die ich nicht wirklich zuordnen konnte. “Mit so einem wäre es kein Problem, meine Windel zu verstecken”, dachte ich mir, als mein Blick auf ein nicht ganz so massiv wirkendes Kleid fiel, dass trotzdem noch weit genug geschnitten wäre, um alles unterhalb des Bauchnabels vor ungewollten Blicken zu schützen. Und gemütlich wirkte es auch, als ich den Stoff durch meine Finger laufen ließ. Viel einfacher darin eine Windel zu verstecken, als mit einer Hose. Manchmal, da hatten es Mädchen einfach gut. 

Als ich einmal im Kreis gegangen und mir alles angeschaut hatte, sah ich erneut zu Finn herüber. Er hatte inzwischen ein klassisch schwarzes Sakko mit passender Stoffhose und Krawatte an. Überall steckten kleine bunte Knöpfe in seiner Kleidung, die, wie ich wusste, zu Nähnadeln gehörten, um seine Maße abzustecken. Er würde also bald fertig sein und dann war wohl ich an der Reihe. Wieder griff ich unbewusst an meinen Schritt, um den Füllzustand meiner Windel zu überprüfen. So wie es sich anfühlte, war in den letzten Minuten noch einmal eine ganze Menge Flüssigkeit nachgelaufen und die Windel hing jetzt doch schon merklich tiefer, als noch bei meiner letzten Überprüfung. Wieder wurde mir flau im Magen. 

Während ich mir weiter Gedanken über den Füllzustand meines Begleiters machte, verschwand Rot wieder im Hinterzimmer der Schneiderei und kam wenige Augenblicke später mit einem dritten Mann wieder hervor. Dieser war einige Jahre älter als die anderen beiden und begrüßte meine Mutter und Finn mit weitaus ruhigerer und gelassenerer Art. Von mir, der leicht abseits in einer Ecke des Geschäfts stand, nahm er keine Notiz. Jetzt waren “Krumm & Söhne” wohl komplett. Er sah sich mit geschultem Blick die Arbeit seiner zwei Söhne an, korrigierte noch die ein oder andere Kleinigkeit, schien im Großen und Ganzen jedoch zufrieden zu sein. Finn zog sich daraufhin wieder seine eigenen Klamotten an, Rot und Blau verschwanden mit dem präparierten Sakko und der dazugehörigen Hose im Hinterzimmer und mein Bruder verschwand nach kurzem Gespräch mit meiner Mutter aus dem Laden, wahrscheinlich auf dem Weg zu seiner Freundin, die gar nicht weit von hier wohnte. 

Jetzt waren also nur noch wir drei, meine Mutter, der ältere Herr und ich im Verkaufsraum. Ich wurde zu den beiden gerufen und freundlich von dem älteren Herrn begrüßt, der sich wirklich als Herr Krumm, dem Inhaber der Schneiderei, vorstellte. “Du musst Kai sein.”, lächelte er mir zu. Er war mir direkt viel sympathischer als seine zwei Söhne und trotzdem war mir der Gedanke, dass er in wenigen Augenblicken mein Geheimnis entdecken würde, sehr unangenehm. Aber ich beschloss die Zähne zusammen zu beißen, in der Hoffnung, dass alles möglichst schnell von Statten gehen würde und nickte. Herr Krumm ging einmal um mich herum, nickte kurz und verschwand mit den Worten: “Ich habe genau das richtige für dich, darin wirst du umwerfend aussehen!”, im selbigen Hinterzimmer, aus dem inzwischen das Geräusch einer Nähmaschine klang. “Alles klar?”, fragte mich meine Mutter plötzlich. “Du siehst so blass aus.” “Ja, alles in Ordnung”, antwortete ich. Ich verzichtete darauf, ihr meine Bedenken mitzuteilen. Sie würde sowieso nichts an der Situation ändern können oder wollen. Eine ordentliche Abendgarderobe musste wohl oder übel her und ich kannte meine Mutter zu gut, so dass ich gar nicht erst Vorschlug, etwas von der Stange zu kaufen, wo nichts hätte abgemessen werden müssen. Das würde nicht ihren Anforderungen genügen. Dazu war ihr ein guter Eindruck nach Außen einfach zu wichtig. 

Noch bevor einer von uns ein weiteres Wort sagen konnte, stieß Herr Krumm wieder zu uns, etwas über seinem Arm hängend, was ich nicht genau erkennen konnte. “Damit wirst du der Star jeder Party!”, zwinkerte er mit zu und hielt das Kleidungsstück nach oben, so dass ich es jetzt erkennen konnte. Ich wusste nicht so recht, ob das ein Scherz sein sollte und schaute verunsichert zu meiner Mutter herüber, die genauso sprachlos wie ich zu sein schien. Der Schneider hatte ein wunderschönes, bodenlanges, hellgrünes Kleid in den Händen und lächelte mich erwartungsvoll an. “Ich … ähhh...”, mehr brachte ich nicht heraus. Dann räusperte sich meine Mutter und sagte leise: “Ähm, Herr Krumm, Kai ist ein... Er ist ein Junge.” Dieser schaute zu meiner Mutter, dann wieder zu mir, dann wieder zu meiner Mutter und dann noch einmal zu mir. “Oh.”, war das Einzige, was er herausbrachte. Er schien unangenehm berührt zu sein. “Bitte entschuldigen Sie Frau Siebel. Und natürlich auch du, lieber Kai. Ich hatte dich vorhin nur gesehen, wie du dir die Kleider in der Auslage angeschaut hast und da dachte ich...”. Mehr schien er nicht heraus zu bekommen. Er ließ das Kleid sinken und schaute, wie es mir vorkam, etwas traurig auf dieses hinab. Er wandte sich ab und hing das Kleid an eine Stange, unweit von meinem Podest, auf dem ich immer noch stand. Dann drehte er sich wieder zu mir um, murmelte noch einmal eine Entschuldigung und begann die Maße meines Oberkörpers mit einem altertümlich wirkenden Maßband abzumessen. Anders als seine Söhne hatte er kein Klemmenbrett, auf der er sich alles notierte, sondern murmelte immer wieder einige Maße vor sich hin. “30 in der Länge und 8 in der Breite... Wirklich ein Junge... Hinten 2 weniger als vorne... Es hätte so schön ausgesehen.”, murmelte er vor sich hin. 

Während er mich vermaß, fiel mein Blick noch einmal auf das grüne Kleid, dass immer noch neben dem Podest hing. Es sah wirklich toll aus. Der Stoff schien dem zu ähneln, aus dem das andere Kleid, dass ich vorhin durch meine Finger hatte gleiten lassen, bestand. Wieder schoss es mir durch den Kopf, dass ich darunter wohl keine Schwierigkeiten haben würde, meine Windeln zu verstecken. Doch ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Ich würde kommenden Freitag zur Gala meiner Mutter, genauso wie mein Bruder, ein schwarzes Sakko mit passender Hose und Krawatte tragen. 

Da erinnerte ich mich plötzlich an eine Situation von vor etwa zwei Jahren. Ich war zu Besuch bei meiner einzig wirklichen Schulfreundin gewesen, die ich je gehabt hatte. Sie hatte Geburtstag gehabt und anstatt groß zu feiern, wollte sie nur mich zu einer Pyjamaparty eingeladen. Ich hatte natürlich zugesagt und war direkt nach der Schule mit zu ihr nach Hause gekommen. Dies war mein erster Besuch bei ihr zuhause gewesen. Als wir ankamen, war noch niemand von ihrer Familie zu Hause und nachdem wir zu Mittag gegessen hatten, zeigte sie mir das Haus. Als wir gemeinsam vor ihrem begehbaren Kleiderschrank standen, hatte sie die Idee, ich könne eines ihrer Kleider anzuprobieren. “Das ist mein Geburtstagswunsch!”, hatte sie mir damals ins Ohr geflüstert und so hatte ich mich dazu überreden lassen. Bei dem Kleid war es natürlich nicht geblieben. Es folgten eine passende Strumpfhose, Schuhe und zwei kurze Zöpfe, mehr war mit meiner damaligen Haarlänge noch nicht gegangen. Und so “durfte” ich dann etwa eine Stunde lang kleine Schwester spielen, bis ihr Papa nach Hause gekommen war und wir mich, zu ihrem großen Bedauern, schnell wieder in einen Jungen zurück verwandelt hatten. “Du hast wie ein richtiges Mädchen ausgesehen!”, hatte sie mir immer wieder versichert. Kurze Zeit später war sie dann weggezogen und seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. 

Ein melodisches Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah mich um und bemerkte, wie eine Frau den Laden betreten hatte und Herr Krumm sich kurz entschuldigte. Er zog mit einer schnellen Bewegung den Vorhang um mein Podest und meinte, ich könne schonmal meine Hose ausziehen, damit er mich unten herum vermessen könne, wenn er zurückkomme. Mein Magen rumorte bei diesem Gedanken wieder und ich sprach mir selbst Mut zu, indem ich mir einredete, dass ich Herrn Krumm nach heute sowieso nie wieder sehen würde. “Soll er doch denken, was er will!”, flüsterte ich mir selbst zu, doch in meinem Inneren merkte ich, wie es mir doch von Sekunde zu Sekunde unwohler wurde. Ich schaute zu meiner Mutter herüber, die sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte und eilig auf ihrem Handy tippte. Neben ihr hing ein großer Spiegel, aus dem eine ungewöhnlich blasses Ich zurück starrte. Ich musterte mich und versuchte mir vorzustellen, wie ich wohl auf jemanden wirken würde, der mich nicht kannte. Langes, blondes Haar und ein schmales Gesicht. Groß war ich für mein Alter auch nicht gerade. Und meine Klamotten, die riefen auch nicht gerade nach einem Jungen. Eher im Gegenteil, der blaue Body und die rote Strickjacke, die jetzt auf dem Stuhl meiner Mutter hing, waren wohl eher Klamotten, die ein Mädchen getragen hätte. Die anderen Jungs in meiner Klasse hatten immer T-Shirts mit coolen Sprüchen darauf getragen. Kein Wunder, dass Herr Krumm mich nicht direkt als einer dieser erkannt hatte. Ob ich im Alltag wohl auch als Mädchen durchgehen würde? Interessant wäre es ja schon einmal, auszuprobieren, ob ich auf der Straße als Junge erkannt werden würde, wenn ich es darauf anlegen würde, mich als Mädchen auszugeben. 

Mein Blick fiel wieder auf das Kleid und mit einer mir bis dahin unbekannten Motivation fasste ich für mich einen Entschluss. “Mama?”, fragte ich. Sie schaute von ihrem Telefon auf und sah mich fragend an. ”Ich glaube nicht, dass so eine Stoffhose, die zu einem Sakko gehört, meine Windel gut verstecken kann.”, fing ich an. “Ja, das habe ich mir auch schon gedacht. Darüber wollte ich mich Herrn Krumm noch sprechen. Vielleicht hat er ja eine Idee.”, meinte sie. “Könnte ich nicht einfach ein... naja... sowas tragen?” und ich deutete auf das grüne Kleid. Sie schaute mich erstaunt an: “Du weißt, dass das ein Kleid für Mädchen ist, ja? Und so wie das aussieht, eher ein Kleid für eine Sechsjährige und nicht für ein zwölfjähriges Mädchen. Und schon zwei Mal nicht für einen zwölfjährigen Jungen!” 

Damit wäre die Diskussion an dieser Stelle normalerweise vorbei gewesen und ich hätte mich der Meinung meiner Mutter gebeugt. Aber in meinem Inneren spürte ich, wie ein Feuer zu brodeln begann. Irgendetwas in mir wollte dieses Kleid haben. Also versuchte ich es erneut: “Ich mein ja nur. Darunter würde die Windel garantiert nicht auffallen. Und mich kennt auf dieser Gala doch sowieso niemand. Es wäre einfach nur...”. Weiter kam ich nicht. In diesem Augenblick kam der alte Schneidermeister wieder hinter dem Vorhang hervor und meinte nur: ”Entschuldigung, wo waren wir? Ach ja, wärst du so gut, dich unten herum frei zu machen, damit ich dich fertig vermessen kann, Kai?” Wortlos öffnete ich meine Jeans und stieg langsam aus dieser heraus, ohne die Augen von meiner Mutter zu nehmen. Als der Anblick des Schneiders auf meine inzwischen deutlich aufgequollene Windel fiel, war er sichtlich irritiert: “Oh, du trägst noch... ähm... eine Trainingshose, ja?” Dabei fiel sein Blick wieder zu meiner Mutter. “Sie müssen wissen, und du auch lieber Kai, dass sich eine Stoffhose, wie man sie üblicherweise zu so einem Sakko trägt, sich kaum dazu eignen wird so eine dicke... also alles zu kaschieren. Es könnte sich etwas darunter abzeichnen.” Ich sah zu meiner Mutter: ”Sag ich doch! Kann ich nicht...” Doch wieder wurde ich unterbrochen. Meine Mutter seufzte: “Herr Krumm, was würden sie denn empfehlen? Gibt es nichts, womit man das”, sie deutete auf meinen Unterleib, ”verstecken kann?”

“Eine weite Jeans, so wie er sie jetzt trägt, scheint mir das einzig geeignete Kleidungsstück für ihren Sohn zu sein, wenn sie sie sicher gehen wollen, dass etwas in dieser Dicke nicht entdeckt wird.” Mit dieser Antwort schien meine Mutter nicht zufrieden zu sein. Eine Jeans schien nicht ihren Vorstellungen einer ordentlichen Abendgarderobe für die Gala einer millionenschwere Kinofilmreihe zu entsprechen. Sie wandte sich zu mir: “Wie hast du dir das vorgestellt? Wenn du das da anziehst?”, ihr Blick fiel auf das Kleid, ”Was willst du dann dazu tragen? Du hast weder die passenden Schuhe noch etwas zum drunter ziehen. Ganz zu schweigen von einer passenden Frisur und dem Drum-Herum!”

Ich blickte sie erstaunt an. War sie dabei nachzugeben? Dies war die Gelegenheit. Fast hatte ich sie da, wo ich sie haben wollte. Und ich wusste genau, was das entscheidende Argument meinerseits sein würde, um sie zu überzeugen. “Die fehlenden Klamotten können wir doch kaufen. Und wenn du willst, dann gehe ich eben vorher noch zum Friseur.”

Jetzt war sie an der Reihe mich erstaunt anzublicken. An meine Haare hatte ich seit der zweiten Klasse niemanden mehr mit einer Schere herangelassen. Lediglich den Pony und ein paar wenige Haare an den Seiten durfte man mir immer mal wieder nach großen Diskussionen in Ordnung bringen. Ansonsten wucherten meine Haare immer länger an mir herunter. Dies war ein häufiger Streitpunkt zwischen ihr und mir. Und dass ich jetzt von mir aus vorschlug, zum Friseur zu gehen, zeigte ihr wohl, dass ich es ernst meine. Auch wenn ich wohl selbst immer noch nicht wusste, was das genau zu bedeuten hatte. 

Man konnte meiner Mutter ansehen, dass ihr Gehirn mit Hochdruck arbeitete. Während ich auf eine Entscheidung von ihr wartete, schaute Herr Krumm immer wieder von mir zu meiner Mutter und zurück. Er hatte den Faden verloren und wusste nicht, worum es denn gerade ging.

Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte meine Mutter kurz und meinte: ”Na gut, einverstanden. Aber dann so, dass es echt wirkt. Mit allen Drum und Dran und keine Rückzieher. Ich möchte nicht einen Abend vorher hören, dass du deine Meinung geändert hast oder dass du irgendetwas nicht anziehen magst. Wenn du das machen willst, dann gibt es nur ganz oder gar nicht!”

Ich überlegte noch einmal kurz. Wollte ich das wirklich? Auch wenn ich mir diesbezüglich nicht absolut sicher war, wollte ich mir dies nicht anmerken lassen, aus Angst, meine Mutter würde ihre Meinung noch einmal ändern, wenn sie merkte, dass ich auch nur den kleinsten Zweifel in mir trug. Also stimmte ich so selbstbewusst wie möglich zu und meine Mutter erklärte dem verwirrt wirkenden Herrn Krumm mit einem leichten Seufzer, dass er ihrem zwölfjährigem Sohn Kai das Kleid, dass sie vor wenigen Augenblicken noch als “Kleid für eine Sechsjährige” abgestempelt hatte, doch bitte einmal zum Anprobieren reichen sollte. 

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16 Kommentare:

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    Der Teil muss überarbeitet werswn da dies zeichen mitten im text aftauchen danke

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  2. Klasse geschrieben. Ich habe den Teil fast inhaliert. Wann kommt der nächste??

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  3. schöne Geschichte bitte weiterschreiben

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  4.  ))%%% miten im tetx solche zeichen was soll das ?

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  5. Hallo und guten Tag
    Vielen Dank für Deine Geschichte. Für mich ist es eine schöne und Spannende Geschichte. Ich würde mich freuen wenn es eine weitere Fortsetzung geben würde. Mich würde es sehr Interessieren welche kleider Wahl also Anzug oder ein Kleid fetroffen wird und wie das Umfeld Reagiert.
    Besten Dank für Deine Geschichte und Deine Bemühungen.
    Mit Besten Grüssen Yan

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  6. Hoffe es kommt bald der nächste teil

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  7. Eine wirklich tolle Geschichte! Klasse Rechtschreibung, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  8. Eine wirklich tolle Geschichte! Klasse Rechtschreibung, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  9. Eine sehr schöne Geschichte! Die Rechtschreibung ist Klasse, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  10. Eine sehr schöne Geschichte! Die Rechtschreibung ist Klasse, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  11. Eine sehr schöne Geschichte! Die Rechtschreibung ist Klasse, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  13. Eine sehr schöne Geschichte! Die Rechtschreibung ist Klasse, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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  14. Eine sehr schöne Geschichte! Die Rechtschreibung ist Klasse, außer dem mag ich die Richtung in die Sie sich entwickelt. Unbedingt mehr davon! :)

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