Freitag, 12. Juli 2013

Der Faulpelz

Tom war faul. Jeder, der ihn kannte, wusste das und jedem war es an sich einerlei, da er sonst ein feiner Kerl war und sich mit dem Makel gut leben ließ. Zumindest, wenn man nicht mit ihm zusammenleben musste wie sein Mitbewohner Frederik. 
Aber ansonsten war seine Faulheit für niemanden ein Problem und am wenigstens für ihn selbst.
In dieser Nacht war er wieder einmal mit seinen Spielerfreunden auf geheimer Mission unterwegs. MMO-RPGs konnte verdammt fesselnd sein, vor allem mit einer Spielkonsole und noch dazu auf einem Großbildschirm. Man hatte den Eindruck, selbst im Geschehen zu sein und nicht die Figur, die gerade einmal den Nickname mit einem teilte. 
 
Wie dem auch sei, Tom war im Spiel, auf dem Schlachtfeld, die Waffe immer bei sich und dem Feind auf der Spur. Seine Verpflegung war nichts weiter als eine Pizza vom Lieferdienst, die genau neben ihm lag, schon zum Großteil verspeist und kalt war und eine Pepsi Cola, die dieses Schicksal teilte und das schon seit zweieinhalb Stunden.
„Ich muss eben mal auf’s Klo, Leute. Kämpft für mich weiter!“, hörte er seinen Kameraden über Head-Set sagen und es klackerte kurz. Schon das fünfte Mal an diesem Abend, dass sich jemand aus der Kompanie abmeldete – eine Schande war das!, dachte sich Tom, im richtigen Krieg wären sie dran gewesen.
 
„Rechte Flanke decken, Peter! – Das ist Links, du Pfeife!“, rief Tom lautstark ins Mikrofon. Immer, wenn einer ausfiel, musste sie sich umstrukturieren und bei der fortgeschrittenen Zeit – obwohl, zwei Uhr morgens ist ja noch nicht so spät -, machte die ersten schon schlapp und passten nicht mehr richtig auf.  Nur er, Tom, war hier der richtige Held.
 
Grrrrrrrrrrrrrrrrrr, ging es plötzlich in seinem Magen. Mit einem flinken Blick auf die Pizza war Tom schon klar, was los war. 
Durchfall, wegen diesem Lieferzeug. Er hätte vielleicht keinen Thunfisch nehmen sollen. Thunfisch schlug ihm immer so auf den Magen. Aber das Spiel rief. 
 
Er durfte nicht einfach so abhauen und den Sieg diesen anderen Typen überlassen, denn eine Niederlage war vorprogrammiert, sollte er gehen.  Er setzte sich ein wenig gerader hin und versuchte das Grummeln zu vergessen und sich auf das Spiel zu konzentrieren. Es waren gewiss nur noch ein paar Minuten, meinte er.
 
„So Leute, bin wieder am Platz. Anvisieren und vernichten.“, sagte Peter und wurde von den anderen glücklich begrüßt.
„Das nächste Mal kannst du deine natürlichen Bedürfnisse aufsparen, bis wir fertig sind. Mädchenblasen sind grad echt unbrauchbar.“, sagte Tom ernst und veränderte seine Sitzposition, was auf dem Fußboden vor dem Bett nicht schwer war. Sein Magen rumorte schlimmer.
 
„Die Natur fordert eben ihr Recht. Pass auf – Links!“, war die Entgegnung und ein Schuss auf dem Bildschirm ließ einen Gegner zu Boden gehen, „Noch ein paar Tannen weiter und wir haben die Flagge, Jungs!“
Die Spieler bewegten sich in einer geschlossenen Einheit durch eine Baumgruppe. Peters Figur erreichte die Flagge als erster und zog sie aus dem Boden. SIEG erschien auf dem Bildschirm und ein gebrülltes Jubeln erscholl in Toms Head-Set, welches begleitet wurde von einem lauten Furz. Man lachte auf.
 
„Tom, warst du das?“
„Mann, Tom, du bist ein Schwein!“
„Uhh, das war gut, Leute. Aber ich geh jetzt ins Bett. Nacht!“
Alle Spieler loggten sich nacheinander aus. Tom hatte eine Gute Nacht an alle ausgesprochen. Mechanisch nahm er dann das Head-Set ab. 
Sein Gesicht war kreidebleich und ein kleiner Schauer von Angstschweiß war wie ein Film auf seiner Haut. Er kam auf die Beine, wie ein Zombie fast, und schaltete das Licht an. Vorn an seiner schlapprigen grauen Jogginghose war ein feuchter Fleck zu sehen. Kein besonders großer, aber doch mehr als gewöhnlich, wenn man den Blasendruck ein bisschen reduzieren wollte. Aber das war noch nicht ganz das, was ihn so starr machte. 
 
Mit der Hand tastete er nach seinem Hintern. Da war etwas Warmes, eine kleine, matschige Beule. Er spürte es mit der Hand und dem Hintern.
„Veflucht noch mal …“, sagte er. Furzen war ja noch okay, aber er hatte sich eben …
 
Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen und eine müde Gestalt machte Licht in der Küche. Erschöpft wurde der Kühlschrank geöffnet und ein Fertigkaffee herausgeholt. Man entfernte den Deckel und der Inhalt verschwand wenige Sekunden später in Frederiks Schlund. Spätschichten im Altenheim, so etwas war nur mit Kaffee auszuhalten. Das ewige Gerenne war unglaublich kräftezehrend.
 
Nachdem Frederik den leeren Kaffeebecher weggeworfen und den Kühlschrank noch um ein bisschen Salamiaufschnitt erleichtert hatte, machte er sich daran, ein Sandwich zu kredenzen.
Plötzlich hörte er Geräusche hinter sich, die von einem streunenden Tier zu stammen schienen, die ihm aber bekannt genug waren, dass er sich nicht hinwenden musste.
„Du bist noch wach?“, fragte er nach, während der Kühlschrank geöffnet und geschlossen wurde.
 
„Jepp. War ein hartes Spiel.“, antwortete Tom und trank aus der Packung einen Schluck Milch.
„Ja, ich hatte sowas in der Art auch. Das Spiel nannte sich Arbeit.“
„Schön.“, sagte Tom gleichgültig und wollte eben wieder in sein Zimmer spazieren, als Frederik sich umdrehte, die Nase rümpfte und eine kritische Bemerkung machte.
„Wie riecht’s denn hier?“
Toms Magen krampfte kurz. Er spürte den Blick seines Mitbewohners auf sich und meinte mit Unschuldsmiene:
„Oh, könnte ich sein. Ich hab seit vier Tagen nicht mehr geduscht.“

Frederik war nicht überrascht. Manchmal konnten zwei Wochen ins Land ziehen, ohne dass Tom sich Seife oder etwas vergleichbarem näherte, aber dieser Geruch war da was Neues.
„Riecht eher so, als hättest du seit vier Tagen kein Klopapier mehr benutzt.“, meinte er und schnitt eben sein Sandwich in der Mitte durch, als er fast flüchtig den nassen Fleck auf Toms Hose bemerkte. „Klecker nicht mit der Milch rum, die hab ich bezahlt.“
 
Tom musste furzen. Es war ein sehr langer Furz und der Verursacher blieb erschrocken stehen, während sich etwas aus seinen Hinterbacken quetschte und den merkwürdigen Geruch im Raum noch um einiges verstärkte.
„Du lieber Himmel! Du hast dir eben in die Hose geschissen!“, rief Frederik hinter ihm und er betastete seinen Arsch, der verflucht feucht war und warm und nun auch an seinen Hosenbeinen hinunter lief.
 
„Hopp …. La“, sagte Tom stockend und stellte die Milch auf die Spüle. Warmer Brei war überall in seiner Unterhose und ihm wurde klar, wieso manche Leute so etwas mit warmem Apfelkuchen verglichen. „Da hab ich die Lage wohl unterschätzt.“
„Welche Lage?“, fragte Fred und setzte dann hinzu, „Scher dich ins Bad, Mann, bevor du den Boden volltropfst!“
Daraufhin eilte Tom auch los, zog sich im Badezimmer aus, duschte, ging auf die Toilette und zog sich anschließend in seinem Zimmer eine neue Jogginghose an. Mehr war nicht sauber. Er hatte seit Wochen nicht mehr Wäsche gewaschen. Diese Hose war die letzte im Schrank, alles andere war irgendwo im Zimmer verstreut oder im Wäschekorb. Aber was soll’s? Darum konnte er sich noch ein andermal kümmern. Mit einem hochroten Kopf ging er prompt ins Bett und schlief fest ein. Aber sein Magen rumorte noch weiter.
 
Als Tom am nächsten Morgen erwachte, ging es in seinem Magen immer noch heiß her. Er stand früher auf als sonst nach einer spieleerfüllten Nacht, denn ihm war übel und in der Küche waren sicherlich irgendwo Magentablette.
Frederik saß schon am Frühstückstisch. Trotz der Nachtschicht, die ihn unerwartet ereilt hatte, weil ein Kollege ausgefallen war, war er doch an diesem Tag mit seiner Freundin Melanie verabredet. Nach drei Kaffee ging es ihm schon recht blendend und ein amüsierter Gesichtsausdruck breitete sich in seinem Gesicht aus, als er Tom in die Küche kommen sah, dessen Magen so laut rumpelte, dass selbst er es gut verstehen konnte.
 
„Na, Sonnenschein. Schon wach? Ist doch noch gar nicht Mittag.“, feixte er.
Tom sah ihn nicht einmal an und wühlte in den Schränken herum. Mehl, Zucker, Müsli, keine Tabletten.
„Haben wir Magentabletten oder was gegen Durchfall?“, fragte er schließlich.
„Nee, nur Aspirin.“
„Scheiße. Ich scheiß mir gleich ein …“, jammerte Tom und setzte sich an Tisch. Frederik, der das noch immer recht witzig fand, fragte ihn, wie er es geschafft hatte, in der Nacht nicht auf die Toilette zu gehen. „Selbstbeherrschung.“, sagte Tom mit gewissem Stolz, fügte aber hinzu, dass es langsam unerträglich wurde. Er hasste es, Durchfall zu haben, er hasste es, wenn es rauskam, er hasste den Geruch, er hasste es mitunter besonders, wenn sein Arsch durch das viele Abwischen blutete. Selbst jetzt presste er die Backen zusammen. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum wie ein Kleinkind und stöhnte dabei, wie schlecht es ihm ging.
 
„Ich kann dir ja was mitbringen, wenn ich von Melanie zurückkomme.“, schlug Frederik in einem Anflug von Mitleid vor.
„Wann ist das?“, wollte Tom wissen.
„Etwa halb sechs.“
„Du willst mich umbringen, oder?“, stöhnte der Betroffene mit schwerstem Leid.
Aber Frederik erhob sich just und meinte strikt, dass er auch ein Leben neben dieser WG habe und dass er Tom nicht noch in seiner Faulheit unterstützen würde, indem er wegen ihm seine Freundin versetzte.  Hätte der kranke Zocker nämlich seine Klamotten gewaschen, hätte er selbst zur Apotheke laufen können. Aber auf die Idee kommen und sich Sachen von Frederik ausborgen wollen, sollte er gar nicht erst kommen, denn dieser hatte sein Zimmer abgeschlossen und müsse nun los. Das Bad stand damit zu seiner alleinigen Verfügung und Tschüß!
Frederik war gegangen.
 
Schweren Herzens trabte Tom ins Bad und setzte sich auf die Toilette. Die bekannten Geräusche wie von einer fast leeren Ketchup-Flasche erklangen und Toms Darm leerte sich. Nach dieser Prozedur ging er wieder in sein Zimmer und legte sich auf’s Bett. Sein Bauch kam aber nicht zur Ruhe. Vielleicht war der Fisch auf der Pizza ja schlecht gewesen, dachte er und versuchte zu schlafen. Döste allerdings nur eine Stunde lang und griff sich kurz darauf seine PSP, um ein bisschen Ablenkung zu bekommen. 
 
Er hatte das Gefühl, als würde er sich dösig spielen, irgendwie waren es immerzu die gleichen Bewegungen seiner Finger, die er schon zigmal gemacht hatte. Seinen Bauch beachtete er nicht mehr dabei, obschon dieser dabei war, eine weitere Ladung Stuhl durchs Gedärm zu bewegen. Aber Tom driftete wieder in diese Spielewelt ab. Keiner konnte ihn dabei stören, schon gar nicht die Kacke in seinem Innern. Irgendwann setzte er sich sogar auf und drückte die Hacke seines Fußes gegen seinen Arsch, bis das Gefühl des Müssens überwunden war. Er wand seinen Körper hin und her. Zwei Stunden lang. 
Dann war er sich sicher, dass er wieder nur furzen müsse und ließ es in ganzem Maße zu. Warum auch nicht? Das war ja gesund. Er war ganz in sein Spiel vertieft, bis das Licht im Zimmer verebbte und die draußen zu hören war, dass die Wohnungstür geöffnet wurde.
„Tom, ich hab dein Mittel!“, rief Frederik und Tom horchte auf. Die PSP wurde zur Seite gelegt, der Körper bewegt und –
„Das kann doch wohl nicht wahr sein, wie es hier riecht!“ Frederik war ins Zimmer getreten und roch deutlich die Fäkalien, die Tom nun auch bemerkte. Wieder tastete er nach seiner Hose. Eine kalte, matschige Masse war darin und es war viel! Tom wurde kreidebleich.  Frederik nahm ihn am Arm und zog ihn nach vorn, sodass er einen Blick auf den hellbraunen Fleck an Toms Hinterteil sehen konnte. „Warst du nicht auf der Toilette, oder was?“
 
„Ich … ich …“, stammelte er und folgte Frederiks Blick, als dieser die PSP fixierte, „Das hat nichts zu sagen.“
Aber Fred seufzte nur und ging aus dem Zimmer. Er musste noch drei Stunden schlafen, bis seine Schicht begann und hatte keine Zeit, sich mit der Scheiße seines Mitbewohners zu befassen, auf Arbeit hatte er mehr als genug davon.
Tom hingegen wühlte sich aus seinem Bett. Das Laken, das er beschmutzt hatte, zog er ab und warf es als Knäuel in den Wäschekorb. Dann ging er ins Bad und machte sich sauber, ging noch mal auf die Toilette wollte eigentlich noch ein bisschen Fernsehen, als ihm einfiel, dass Fred ihm die Tabletten gar nicht gegeben hatte. Also beschloss er, an seine Tür zu klopfen und ihn zu fragen. Doch blieb das Klopfen ohne Antwort. Frederik benutzte Ohrenstöpsel, weil das Game-Gegröle ihm zu laut war und die Tür war noch dazu verschlossen. Es half nichts; Tom musste wohl noch ein paar Stunden warten. Er legte sich ins Bett und schaltete den Fernseher an. Nackt war er nun, weil die Hose sein letztes Kleidungsstück gewesen war. Schöne Scheiße und im Fernseher liefen auch nur Wiederholungen;  nichts Neues, eher langweilig und es war kein Wunder, dass er dabei einschlief.
 
Am nächsten Morgen wurde Tom durch das Mittagslicht, das durch sein Fenster schien, geweckt. Er hatte so fest geschlafen, wie er es nicht für möglich gehalten hätte, da sein Magen noch immer Rabatz machte und irgendwie kaum noch zur Ruhe kam. Plötzlich fuhr ihm der Schock ins Gebein. Etwas stimmte hier nicht! Er war nackt ins Bett gegangen, das wusste er genau, aber trotzdem war jetzt irgendetwas zwischen seinen Beinen, sodass er diese nicht richtig schließen konnte. Er drehte es und konnte deutlich ein Knistern hören wie von einer Einkaufstüte. Dann schlug er kurzerhand die Decke beiseite und starrte auf das weiße Gebilde, das hellbraune und gelbe Flecken in seinem Schritt hatte und das man mit Panzertape festgeklebt hatte. 
 
Seine Finger fuhren über das Plastik; es war glatt und angenehm warm durch die Zeit unter seiner Bettdecke. Zwischen seinen Schenkeln fühlte es sich merkwürdig knetschig an und überhaupt – Was sollte der Mist?!
„FREDERIK!“, rief er laut und sprang auf die Füße, die Windel zwischen seinen Beinen sackte ein ganzes Stück nach unten und machte Tom jetzt erst bewusst, wie voll sie eigentlich war. Er riss seine Tür auf und wollte eben durch den Flur stürmen, als er gegen etwas stieß. Irritiert rieb er seinen Kopf. Was war das denn schon wieder? Weiße Gitterstäbe vor seiner Tür? Er rüttelte an dem Konstrukt, das den ganzen Türrahmen einnahm. Festgeschraubt.
 
„Fred!“, rief er erneut und diesmal kam sogar jemand.
„Du bist wach. Wie geht’s dir?“, sagte Fred und hielt zur Tür einen Sicherheitsabstand.
„Was soll der Kram?!“, verlangte Tom zu wissen.
„Na ja, du hattest Durchfall und keine Klamotten. Als ich von der Nachtschicht kam, hab ich dir eine Windel mitgebacht.“, erzählte Fred kurzgebunden.
„Wieso?!“, platzte es aus Tom heraus.
„Na, du bist doch stinkfaul und kriegst es offenbar nicht auf die Reihe, selbst bei Durchfall mal das Klo zu benutzen oder dir vielleicht mal einen Korb zu schnappen und drei, vier Kleidungsstücke durchzuwaschen. Was alles in allem so viel heißt, wie, dass du wohl noch zu klein dafür bist, für dich selbst zu sorgen. Also übernehm ich das jetzt, da ich bezweifel, dass du noch mal dazulernst. Und wenn ich mir dein Malheur so anschaue, dann fang ich nicht mal zu früh damit an.“
„Und was soll das Gitter?!“
 
„Das dient mir zum Schutz. Ich wusste ja, dass du mich dafür umbringen willst.“, meinte Fred freudstrahlend.
„Du Scheißkerl!“, brüllte Tom ihm zu und rüttelte heftig an dem Gitter, welches davon ungerührt blieb.
„Ach Tommi, freu dich doch lieber. Jetzt hat deine Faulheit einen ganz neuen Level erreicht. Du kannst nun zocken ohne Pause. Toll, oder? Ich verzieh mich ein paar Stunden zu Melanie. In der Zwischenzeit kannst du dir überlegen, wie du meinen freundschaftlichen Einsatz würdigst, denn wenn du mir den Kopf abreißt, wechsel ich dir nicht die Windeln.“, Fred griff nach seiner Jacke und wandte sich zur Wohnungstür. Tom konnte ihn nur noch hören, als er vor den Hinausgehen meinte: „Ach ja, die Windeln trägst du solange, bis du dich entschließt ein großer Junge zu sein. Hab Spaß!“
Und davon war er.
 
„FUCK!“, schrie Tom und trat gegen das Gitter, das erzitterte, aber nicht nachgab. Mit wütenden Schritten ging er zu seiner Zockstelle vor dem Bett und setzte dort so hin, wie er es sonst tat. Die Scheiße in seiner Windel klatschte gegen seine Haut und fühlte sich widerwärtig an. Er wollte aus diesem Ding raus. Seine Finger fummelten am Panzertape, bekamen aber keine Ecke zu fassen. Es war zu sorgfältig aufgeklebt. Typisch Frederik eben. Die Windel saß eng und vollgeschissen an seinem Unterleib. Es gab kein Entkommen, es war sein Gefängnis. Ein stinkendes Gefängnis.
Tom öffnete das Fenster, damit wenigstens der Gestank ein bisschen rauszog, wobei er sich beim Aufstehen wie ein Kleinkind aus der Pampers-Werbung fühlte. Er musste wahrscheinlich auch genauso aussehen. Es war demütigend.
 
Zu allem Überfluss bekam er Hunger. Klar, gestern hatte er schließlich nichts gegessen. Frederik hatte ihm nichts gemacht und er saß hier fest, obschon der Kühlschrank nur ein paar Meter von ihm entfernt war. Im Zimmer war nur die angefangene Pepsi. Er trank etwas davon, vielleicht konnte er mit etwas Flüssigkeit den Hunger im Zaum halten. Das Rumoren in seinem Bauch war immerhin auch nur noch schwach wahrnehmbar, wahrscheinlich lag das gerade am Hunger.
 
„Verflucht, ich muss pissen“, flüsterte er nach einer Weile. Tom lief hin und her, versuchte das Gefühl zu vergessen, wollte sich sogar ablenken, aber die bereits vorhandene Feuchtigkeit in seiner Windel war verleitend. Die ersten Tropfen bemerkte er kaum, aber als es mehr zu werden drohte, presste er die Hand auf seinen Penis und versuchte den Strahl zu unterbinden, obzwar der Ekel vor den Fäkalien, die er sich eben an sein bestes Stück schmierte, ihn fast zeitgleich wieder zum Loslassen animierten. Aber dann machte er doch weiter. Lief weiterhin herum und presste das schmutzige Flies gegen sein Geschlecht. 
Mann, wie ein kleiner Junge, der Pipi muss, dachte er und verzog angestrengt das Gesicht. Irgendwann stöhnte er sogar und wimmerte vor sich hin. Das Unterdrücken tat weh und bald nützten die Tricks auch nichts mehr. Die Pisse begann zu sprudeln und verteilte sich nass und warm um seinen Penis bis zu seinem Hintern. Er hatte es nicht halten können, er hatte es einfach nicht mehr halten können und pinkelte sich nun ein wie ein kleiner Junge. Tom schluchzte und presste die Lippen zusammen. Vielleicht hatte Fred ja recht und er war wirklich noch zu klein – aber was sollte das bedeuten? Tom war fünfundzwanzig, nach dem Gesetz volljährig und seit vielen Jahren ungekrönter Meister im Einhalten! Und doch hatte er sich gerade in seinem Zimmer in seine vollgeschissene Windel gepinkelt.
„Fuck“, sagte er kleinlaut und setzte sich an seine Zockstelle, die Beine an den Körper gezogen und Gesicht gegen die Knie gelegt. Er heulte ein bisschen.
 
Frederik kam spät am Abend nach Hause. Er knallte seinen Schlüssel auf den Küchentisch und sah von da aus bereits Tom in seiner nun wirklich stark hängenden Windel am Gitter stehen. Er stank furchtbar und wenn Fred es nicht besser gewusst hätte, würde er sagen, dass die Windel sogar ein bisschen auslief, genau an Toms Beinen entlang.
Wie am Mittag platzierte er sich im Sicherheitsabstand vor dem Gitter und schaute nun in ein sehr reuevolles Gesicht. Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust.
„Ich höre.“, meinte er versöhnlich und sah im Hintergrund den Fernseher, wo Tom wohl bis eben gezockt hatte.
 
„Was willst du hören?“, sagte Tom, der mehr als fertig aussah. Er hatte wahrlich gespielt wie immer, den ganzen Tag hindurch und war irgendwann wieder in seiner kleinen Spielewelt verschwunden gewesen, ohne zu bemerken, dass er sich noch mehr in die Windel machte.
„Daddy, Daddy, mach mich sauber, meine Windel ist ganz voll.“
„Das sag ich bestimmt nicht.“
„Dann wünsche ich dir eine schöne Nacht.“, verkündete Fred mit dickem Grinsen und wandte sich zum Gehen.
„Warte, warte!“, rief da Tom, „Na schön. Daddy, mach mich sauber, meine Windel ist ganz voll.“
„Braves Bübchen.“, lobte der andere und wies ihm in fast demselben Atemzug an, sich auf das Bett zu legen. Tom machte es und hörte nur Geräusche von draußen. Er stank und hätte alles dafür getan, aus dieser Windel heraus zu kommen. Er konnte es knistern hören, klicken und dann Schritte, die sich ihm näherten. Frederik schnitt die Windel an den Seiten mit der Schere auf und klappte das Vorderteil nach unten, wo der ganze Schlamassel endlich sichtbar wurde, vor allem der Geruch. Tom hielt sich die Nase zu und konnte Fred lachen hören.
„Nicht komisch! Das ist dein Werk!“, meinte er und trat mit dem Fuß gegen den Kopf seines Mitbewohners.
„Oh, oh, nun sei mal nicht garstig, sei froh, dass ich dich sauber mache. Ich kann dich auch so liegen lassen.“
 
Frederik machte Tom mit Babytüchern, einer Menge Babytüchern sauber. Der angenehme Geruch dieser Dinger machte den Kotgeruch fast schon neutral, wenn auch nur kurzweilig. Noch dazu fühlte sich das Reinigen ziemlich gut an. Es war angenehm im Vergleich zu vorher. Und nun kam sich Tom erst recht wie das Baby aus der Pampers-Werbung vor und konnte sogar verstehen, warum es immer so zufrieden aussah.
Auf einmal hörte er ein Ratschen und wandte den Kopf, der er zur Wand gedreht hatte, zurück zu Fred, der eben eine neue Windel angebracht hatte und diese nun mit Panzertape festmachte.
„Was machst du?!“, wollte er wissen.
„Ich hab doch gesagt, du trägst solange Windeln, bis du ein großer Junge bist.“
Das  Tape bekam seinen Platz und Fred tätschelte den nun wieder sauberen, von weißem Flies und Plastik eingewickelten Hintern seines Mitbewohners. Tom konnte nicht sagen, dass das ein schlechtes Gefühl war. So eine saubere Windel fühlte sich recht angenehm an, aber die Tatsache, dass Fred ihn hier und jetzt zu einem kleinen Kind degradierte, passte ihm gar nicht.
 
„Du bist ja wohl völlig durch den Wind!“, sagte Tom und setzte sich auf, in dem Moment wurde ihm etwas über den Kopf gezogen, was er im ersten Moment für ein T-Shirt und damit verbunden für eine freundliche Gefälligkeit hielt. Aber sobald sein Kopf wieder aus dem quergestreiften Stoff auftauchte, war Fred auch schon dabei, das Shirt zwischen seinen Beinen zuzuknöpfen. Ein Body! Ging es noch schlimmer?
Tom stieß Fred von sich und stürmte wütend aus dem Zimmer. Er fluchte lautstark und rannte in die Küche. Sein erster Gedanke war es, ein Messer aus der Schublade zu holen und das Windelpaket kaputt zu schneiden. Während des Laufens bemerkte er, dass er einen regelrechten Entengang hatte. Und in der Spiegelung der Kühlschranktür sah er sich dann im Ganzen.
 
Eine dicke Windel, die an den Beinen des gestreiften Bodys hervorschaute und die Stellung seiner Beine – er sah aus wie ein riesiges Baby, das Baby aus der Pampers-Werbung genau in seiner Küche. Der Anblick verstörte ihn so sehr, dass das eben noch saubere Flies von einem Schwall warmen Urins geflutet wurde. Tom packte sich in den Schritt und begann zu heulen.
Da legte sich eine Hand auf seine Schulter:
„Ich sagte doch, dass du noch ein kleiner Junge bist.“
 
Anonym per E-Mail eingesendet. Vielen lieben Dank!

5 Kommentare:

  1. So sollte eine Geschichte sein.
    Sehr schön geschrieben.
    Allerdings sollte dies nur die Einleitung für weitere Fortsetzungen sein, hoffe ich doch.

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  2. Gute Story ist das bitte rasch fortsetzen.

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  3. Ich liebe diese Geschichte ;)

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  4. Ich lebe genauso wie Tom. Habe auch ein Gitter vor meiner Türe. Meine ältere Schwester ist meine Mum. Sie behandelt mich genauso wie Frederick Tom behandelt.

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