Wir gingen in den Wickelraum. Zuerst musste Tomi frisch gemacht werden. Er bekam jetzt auch wieder eine Nachtwindel und seine Gummihose, die Petra trockengerieben hatte.
Als Tomi wieder angezogen war, fragte Petra: „Wie sieht es bei dir aus?“ und kontrollierte meine Windel. Dann sagte sie: „Ich glaube, die wechseln wir besser auch mal.“
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Ich hatte inzwischen auch meinen Schnuller im Mund. Petra zog mir meine Hose und Windel aus, die auch schon gut nass war. Als ich so untenrum nackt war, ging die Tür auf, und eine Frau mit einem Kind wollte herein. Sie schaute etwas irritiert, als sie mich sah, entschuldigte sich und machte die Tür wieder zu.
Als ich fertig war und wir aus dem Wickelraum gingen, standen zwei Frauen mit Kindern draußen. Als ich sie sah, fiel mir der Schnuller in meinem Mund ein, den ich nun schnell wieder rausnahm.
Als wir wieder zurück am Tisch waren, fragten die Bekannten: „Ist wieder alles gut?“ Wir gaben keine Antwort, nur Petra sagte: „Ja, alles wieder frisch.“ Ihre Stimme war ruhig und selbstverständlich, als ob es das Normalste der Welt wäre. Ich spürte, wie die Anspannung in mir langsam nachließ. Es war beruhigend zu wissen, dass Petra uns so unterstützte und dass die Bekannten, die sie kannten, offenbar auch kein Problem damit hatten.
Dann fragte Petra, ob wir Hunger und Durst hätten. Wir bejahten, und so wurden für uns Pommes und ein Fanta bestellt. Als wir fertig waren, sagte Petra: „Ihr könnt noch eine Stunde auf den Spielplatz.“ Wir rannten los, mit unserem dicken Windelpo, der uns ein bisschen breitbeinig laufen ließ, aber das störte uns nicht. Wir waren einfach nur froh, wieder spielen zu können.
Wir bauten weiter an unserer Burg, als plötzlich hinter uns eine Stimme ertönte: „Tomi und Michel, was macht ihr denn hier?“ Als wir uns umdrehten, stand Noemi aus unserer Klasse da. Sie schaute uns an und meinte: „Seit wann tragt ihr denn eine Brille? Und Michel, deine Brille ist ja besonders lustig – mein Bruder ist 5 und hat eine ähnliche.“
Ich wurde ein bisschen rot, aber Tomi erklärte ihr ruhig: „Wir haben festgestellt, dass Michel auch nicht gut sieht und dringend eine Brille braucht. So lange trägt er jetzt meine alte Brille.“
Noemi nickte verständnisvoll und fragte uns dann, ob sie mitspielen dürfe. Wir hatten nichts dagegen, und so setzte sie sich zu uns in den Sand. Doch dann fragte sie plötzlich: „Tomi, kann es sein, dass du auch eine Windel trägst?“
Tomi bekam einen knallroten Kopf und nickte zögerlich. „Bei Michi weiß ich es ja, aber dass du auch noch Windeln brauchst, überrascht mich jetzt schon“, sagte Noemi.
Tomi stand da und wusste nicht, was er sagen sollte. Er schaute mich an, als ob er Hilfe suchte, aber ich war genauso überrumpelt wie er. Da sagte Noemi: „Das ist doch nicht schlimm. Immer noch besser als ein nasses Bett oder eine nasse Hose. Du brauchst keine Angst zu haben – von mir erfährt es niemand. Ich habe nachts auch noch ab und zu einen Unfall.“
Ich staunte, wie offen Noemi war. Es war, als ob sie uns zeigte, dass wir nicht allein waren. Ich fragte sie: „Würdest du gern auch noch Windeln tragen?“
Sie antwortete: „Nachts ja, aber sie sind meistens morgens noch trocken.“ Sie zuckte mit den Schultern, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. „Meine Mama hat gesagt, dass es okay ist, solange es mir hilft.“
Ich spürte, wie die Anspannung in mir langsam verschwand. Es war, als ob Noemi uns eine Brücke gebaut hatte – eine Brücke, die uns zeigte, dass wir nicht allein waren. Wir spielten weiter, und langsam vergaßen wir die Situation. Es war, als ob wir in unserer eigenen kleinen Welt waren – einer Welt, in der wir einfach wir selbst sein konnten.
Als wir am Spielplatz weiter an unserer Burg bauten, fragte Noemi plötzlich: „Tomi, darf ich mal deine Brille aufsetzen?“
Tomi zögerte keinen Moment und sagte: „Ja, klar.“ Er nahm seine Brille ab und reichte sie ihr. Noemi setzte sie vorsichtig auf und blinzelte ein paar Mal. „Wow, die ist aber ganz schön stark“, meinte sie und schaute sich um. „Ich denke, die ist ähnlich wie die von meinem Bruder. Der ist auch stark kurzsichtig.“ Sie schaute Tomi an und fügte hinzu: „Da wundert es mich schon, wie du das in der Schule ohne Brille machst. Du hattest ja noch nie eine auf, oder?“
Tomi zuckte mit den Schultern und grinste leicht. „Ich habe mich so durchgemauschelt. Irgendwie habe ich es immer geschafft, die Tafel zu entziffern oder mich nach vorne zu setzen. Aber jetzt, wo ich die Brille habe, merke ich erst, wie viel ich eigentlich verpasst habe.“
Noemi nickte verständnisvoll und setzte die Brille wieder ab. Dann wandte sie sich mir zu und sagte: „Gib mir mal deine Brille.“ Ich reichte sie ihr, und sie setzte sie auf. Ich musste ein bisschen lachen, weil sie damit so lustig aussah – die kindliche, grüne Brille mit der Gummifassung passte irgendwie nicht zu ihrem sonst so coolen Auftreten.
„Die ist schon einiges schwächer“, sagte Noemi und schaute sich um. „Aber ich sehe damit auch nicht viel. Das ist aber kein Wunder, weil ich weitsichtig bin.“
Ich war neugierig und fragte: „Hast du denn auch eine Brille?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Aber der Augenarzt sagt, dass ich bald eine brauchen werde. Er meint, dass Weitsichtige ihre Fehlsichtigkeit die ersten zehn Jahre noch gut ohne Brille ausgleichen können, aber irgendwann geht es nicht mehr ohne. Ich merke es langsam, dass es beim Lesen schlechter wird. Manchmal muss ich die Buchstaben ganz nah vor mein Gesicht halten, um sie zu erkennen.“
Ich fragte: „Wie ist für dich der Gedanke, auch bald eine Brille zu brauchen?“
Noemi zuckte mit den Schultern und lächelte leicht. „Ich bin nicht gerade begeistert, aber ich werde nicht darum herumkommen. Meine Mama sagt, dass es wichtig ist, dass ich gut sehen kann, und ich denke, sie hat recht. Aber ich hoffe, ich finde eine, die nicht so kindisch aussieht wie deine“, fügte sie scherzhaft hinzu und zwinkerte mir zu.
Ich musste lachen und sagte: „Ja, die ist wirklich etwas … speziell. Aber sie hilft mir, und das ist das Wichtigste.“
Plötzlich hörten wir jemanden unsere Namen rufen. Es war Petra, die am Rand des Spielplatzes stand und uns zuwinkte. „Kommt bitte, wir gehen nach Hause“, rief sie.
Noemi schaute etwas enttäuscht. „Oh, schade, dass ihr schon gehen müsst. Also dann, bis morgen in der Schule!“
Wir verabschiedeten uns und liefen zu Petra. Mit unseren schon wieder etwas dickeren Windeln – sie waren bei uns beiden nicht mehr trocken – machten wir uns auf den Heimweg. Der einstündige Spaziergang war ruhig und entspannt. Petra unterhielt sich mit uns über den Tag, und ich spürte, wie wohl ich mich in ihrer Gegenwart fühlte.
Als wir zu Hause ankamen, durften wir noch etwas in Tomis Zimmer spielen. Wir setzten uns auf den Boden, jeder mit seinem Schnuller im Mund, und bauten weiter an unserer Lego-Stadt. Es war ein seltsam beruhigendes Gefühl, so einfach wir selbst sein zu können – mit unseren Brillen, Windeln und Schnullern.
Tom und ich tauschten ab und zu Blicke aus, und ich spürte, wie sehr wir uns gegenseitig verstanden. Es war, als ob wir eine unsichtbare Verbindung hatten, die uns zeigte, dass wir nicht allein waren. Und das war das Schönste an diesem Tag: zu wissen, dass wir Freunde hatten, die uns so akzeptierten, wie wir waren.
Plötzlich fragte ich Michel: „Wirst du morgen mit der Brille in die Schule gehen?“
Er überlegte einen Moment und zog die Stirn in Falten, als ob er ernsthaft darüber nachdachte. „Ich weiß es noch nicht“, sagte er schließlich. „Es ist schon komisch, plötzlich mit einer Brille rumzulaufen, wo ich ja vorher nie eine getragen habe. Und wie ist es bei dir? Wirst du sie morgen in der Schule tragen?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht. Solange ich deine alte Kinderbrille trage, werde ich sie nur zu Hause tragen. In der Schule möchte ich nicht auffallen. Die anderen könnten mich auslachen oder fragen, wieso ich so eine kindische Brille trage.“
Tomi nickte verständnisvoll. „Ja, das verstehe ich. Aber irgendwann wirst du ja deine eigene Brille bekommen, oder? Dann kannst du vielleicht eine aussuchen, die dir besser gefällt.“
„Hoffentlich“ sagte ich und spürte, wie mir ein bisschen mulmig wurde bei dem Gedanken, bald zum Augenarzt zu müssen. „Aber bis dahin bleibe ich lieber unauffällig.“
Gegen fünf Uhr kam Petra ins Zimmer und sagte: „Kommt mal zum Windeln wechseln, und dann bringen wir Michel nach Hause.“
Wir folgten ihr ins Badezimmer, wo sie uns half, uns frisch zu machen. Als ich meine Sachen zusammenpackte, nahm ich den Schnuller aus dem Mund und wollte ihn Tomi zurückgeben. Er schüttelte jedoch den Kopf und sagte: „Den kannst du behalten. Nicht, dass du wieder den Daumen nehmen musst.“
Ich war überrascht, aber auch dankbar. „Wirklich?“, fragte ich.
„Klar“ sagte Tomi und grinste. „Du brauchst ihn ja offensichtlich genauso wie ich. Und außerdem hast du ihn jetzt schon den ganzen Tag getragen – da kann er ruhig bei dir bleiben.“
Ich lächelte und steckte den Schnuller wieder in den Mund. Es war ein seltsam beruhigendes Gefühl, ihn zu haben, und ich spürte, wie sehr ich mich daran gewöhnt hatte.
Petra sagte: „Michel, wir gehen los.“
Tomi sprang auf und rief: „Ich will auch mit!“ Das freute mich sehr, denn ich mochte die Vorstellung nicht, allein nach Hause zu fahren. Mit Tomi an meiner Seite fühlte ich mich sicherer und weniger nervös.
Wir stiegen ins Auto, und während der Fahrt lutschten wir beide an unseren Schnullern. Tomi schaute mich an und sagte: „Ich bin mal gespannt, was deine Mama zu der Brille und dem Schnuller sagt.“
„Ich auch“, antwortete ich und spürte, wie mein Herz schneller schlug. „Es geht mir schon den ganzen Tag durch den Kopf. Ich weiß nicht, wie sie reagieren wird. Vielleicht findet sie es komisch oder macht sich Sorgen.“
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Das ist eine schöne Geschichte. Die Freundschaft der beiden Windelträger gefällt mir speziell. Danke.
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