Mittwoch, 8. November 2017

Schicksalhafter Ferienbeginn Teil 7


Ihre Mutter betrat das Zimmer. Sarah saß nach außen hin seelenruhig wirkend auf ihrem Bett. Ihr Innerstes war das komplette Gegenteil von dem, was sie nach außen hin ausstrahlte. Sie war ziemlich nervös, alleine die Tatsache, dass sie immer noch die inzwischen benutzte Windel trug und nun ihre Mutter anscheinend aus einem dringenden, wenn nicht sogar für sie unaufschiebbaren Grund mit ihr reden wollte. 




Ihr Mutter schaute sie an. Die Augen schienen ein so durchbohrende Wirkung zu haben, dass es Sarah vorkam, als ob sie ihr Innerstes und jede kleinste Unsicherheit sehen konnte. Mütter sollen solche und andere mysteriöse Fertigkeiten besitzen dachte Sarah, aber komischerweise fiel ihr die Fertigkeit bei ihrer Mutter zum ersten Mal auf. Oder hatte sie sie einfach nicht wahrgenommen.

„Guten Morgen oder besser gesagt Mittag. Gut geschlafen?“ fragte Sarahs Mutter. Sarah nickte.

„Sarah, als wir uns heute morgen getroffen haben, habe ich mir Sorgen um dich gemacht und will mich einfach versichern, dass es dir gut geht.“

„Ich hab doch schon gesagt, dass alles in Ordnung ist, reicht dir das denn nicht?“

„Inzwischen reicht mir das nicht mehr. Ich habe heute morgen eine recht aufschlussreiche Unterhaltung mit jemandem geführt.“

„Ja und was soll mir das jetzt sagen? Dass du dir von irgendjemandem Ratschläge geholt hast und die Patentlösung für all meine Probleme hast?“ sprach Sarah ihrer Mutter in einem etwas patzigem Ton entgegen.

„Nein Ratschläge habe ich mir nicht geholt, aber ich glaube, dass du in einer Krise steckst. Und weißt du was ich auch glaube, nein wovon ich sogar mit ziemlicher Sicherheit ausgehe, ist, dass das ganze mit Kathis Besuch zusammenhängt.“

„Wie kommst du denn auf das schmale Brett?“

„Ganz einfach ich habe mich heute morgen mit Kathi unterhalten.“ Sarah zuckte zusammen.

„Du..hast..was?“ brachte sie mit zittriger Stimme heraus.

„Du hast mich richtig verstanden. Ich habe mit Kathi gesprochen. Ein sehr aufschlussreiches Gespräch.“ Ihre Mutter kam näher ans Bett und kniete sich schließlich neben das Bett.

„Wo ist sie?“ fragte Sarah.

Ihre Mutter deutete auf Sarahs Handy, das sich auf dem Boden neben dem Bett befand. „Ruf sie am besten an und frag sie.“

Sarah war sich nicht sicher, was ihre Mutter bezwecken wollte und sie war sich auch nicht sicher ob ihrer Mutter wirklich mit ihrer Cousine gesprochen hatte. Sie nahm das Handy und rief Kathi an. Es tutete mehrere Male, dann hob Kathi ab: „Sarah was gibt’s?“ fragte Kathi mit normal klingender Stimme.

„Kathi wo bist du? Hast du heute morgen mit meiner Mutter gesprochen? Was hast du ihr gesagt?“ sprudelte es aus Sarah heraus.

„Ich bin unten in der Küche. Ja ich habe heute morgen mit deiner Mutter gesprochen. Sie ist grad bei dir nehme ich an, sie sagte bereits, dass sie mir dir sprechen muss.“

„Ja, gut und schön aber warum?“

„Sie hat mich ausgequetscht, aber netter als du glaubst. Sie weiß es.“

Sarah wollte das Letzte nicht gehört haben. „Was?“ schrie sie in ihr Handy, aber Kathi hatte bereits aufgelegt.

Ihre Mutter wollte anscheinend irgendein seltsames Psychospiel mit ihr spielen, aber aus welchem Grund. Aus welchem Grund sagte sie ihr nicht einfach was sie wollte sondern machte anscheinend bewusst einen großen Bogen um das Thema. War das beabsichtigt, wollte sie ihr so zeigen, dass sie nicht guthieß was Kathi tut, was sie gerade ebenfalls tat. Wollte sie ihr so die Chance geben zu sagen es war ein Versehen, sie hatte sich von irgendetwas Wahnwitzigem leiten lassen wie sonst auch. Oder war das ebenfalls wieder ein Traum und alles würde gleich wieder gut werden, ihre Mutter wäre auf der Arbeit und sie hätten sich auch heute morgen nicht in der Küche getroffen. Sarah schaute ihre Mutter an. Sie kniete regungslos neben ihrem Bett, wie ein wildes Tier, das darauf wartete seine Beute hinterrücks zu erledigen. Ihre Augen sprachen gleichzeitig jedoch eine andere Sprache. Sie hatten etwas verständnisvolles an sich, was so als ob diese Augen dazu aufforderten alles zu sagen was jemanden beschäftigte. Sarah ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen und schloss im Fallen die Augen.

Sie hatte die Hoffnung auf einen Traum noch nicht aufgegeben. Das erneute Öffnen der Augen gab ihr die jähe Gewissheit. Es war kein Traum. Ihre Mutter kniete neben ihrem Bett, sie trug immer noch eine Windel, sie hatte vor wenigen Augenblicken mit ihrer Cousine telefoniert und erfahren, dass ihre Mutter darüber Bescheid wusste, dass Kathi zum Spaß Windeln trug und jetzt vermutete sie das gleiche bei ihr.

Sarah lag da und war unfähig sich zu bewegen. Sie war nahezu versteinert. Ihre Mutter ergriff wieder das Wort:

„Du weißt ja jetzt was Kathi mir erzählt hat.“

Sarah jetzt keine Regung. Sie wartete auf den abriss ihres Lebens und was sie sich dabei gedacht hätte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Als ihre Mutter sah, dass Sarah weinte, hockte sie sich auf die Bettkante und nahm Sarah in den Arm. Sarah war immer noch nicht in der Lage etwas zu sagen und ließ ihren Tränen einfach freien Lauf und umklammerte ihre Mutter.

Einige Momente später hatte sich Sarah wieder soweit gefangen, dass sie ihre Stimme wieder gefunden hatte: „Was heißt das jetzt für mich? Hast du dir irgendwelche Konsequenzen für mich ausgedacht, die nicht fruchten?“

Beide schauten sich einen Moment direkt in die Augen, fast so als ob sie versuchten sich gegenseitig ihre Gedanken von den Augen ablesen zu können.
„Sarah, glaubst du wirklich, dass du irgendwelche Konsequenzen zu befürchten hättest, nachdem ich dich gerade tröstend in den Arm genommen habe und du dich an meiner Schulter ausgeheult hast?“

Sarah schüttelte zaghaft den Kopf.

„Siehste. Ich bin hier um mit dir zu reden, weil ich mir Sorgen mache, mehr nicht. Also was ist los? Es hat doch was mit dem zu tun was Kathi mir erzählt hat nicht? War das zu viel für dich? Wäre es dir lieber, wenn sie nach Hause fährt? Ich kann das arrangieren.“

„Nein Kathi soll bleiben.“ war das einzige was Sarah herausbrachte.

„Dann wars also kein Schock für dich?“

„Naja irgendwo schon, aber das mit den Windeln stört mich nicht. Dich etwa?“

„Nein, aber da ist noch was, das ich wissen muss. Was ist mit der Windel passiert, die Kathi dir gegeben hat?“

„Ähm...die hab ich in müdem Kopf irgendwo hingelegt. Ich weiß grad nicht wo.“

„Und das soll ich dir glauben? Hast du Angst davor mir zu sagen was damit passiert ist? Angst davor mir zu sagen, dass du sie angezogen hast und das es dir gefällt? Glaubst du ich will dir die Information nur entlocken um danach los zu keifen wie eine Furie?“

Sarah zuckte mit den Schultern, sie war sich nach allem nicht mehr sicher was sie glauben sollte und konnte.

„Sarah, wenn es so ist, werde ich dich nicht umbringen oder der gleichen. Ich bin deine Mutter, egal was du tust ich steh dir zur Seite, das weißt du?“ Sarah nickte nur. „Also ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es so ist wie ich gerade schon vermutet habe, richtig?“

„Ja“ erwiderte Sarah. „Und du hast Gefallen daran gefunden?“

„Nun ja, dass weiß ich noch nicht so wirklich.“

„Dann frage ich mal anders. Würdest du nochmal eine Windel tragen wollen, ausgenommen die, die du gerade trägst?“

„Ja, ich glaube schon.“

„Gut. Und war das jetzt so ein Beinbruch mir das zu sagen?“

„Nein, aber was sollte das Ganze. Was bezweckst du damit?“

„Ich wollte nur von dir selbst wissen was los ist, was dich beschäftigt. Ich weiß, ich hätte Kathi vielleicht nicht ausquetschen sollen, aber ich denke sie hat es mir verziehen.“

„Ja, aber was hat das Ganze jetzt für Folgen für Kathi und mich?“

„Keine. Ich habe dir doch gerade gesagt ich stehe dir zur Seite. Es ist zwar ein etwas befremdlicher Gedanke das alles, aber Kathi hat mir das Ganze recht gut erklärt.“
„Heißt das ich hab jetzt so was wie die Erlaubnis Windeln zu tragen, wenn ich das möchte?“

„Ja genau das heißt es.“

Sarah strahlte und fiel ihre Mutter um den Hals. Ihre Mutter verlor das Gleichgewicht durch die plötzliche Umarmung ihrer Tochter und beide landeten auf dem Boden.

„Mama alles gut, hast du dir was getan?“

„Alles gut, ich hab mich nur erschreckt, mehr nicht. Du scheinst dich aber ganz schön zu freuen was?“

„Ähm ja irgendwo schon“ sagte Sarah und wurde ein wenig rot, „es ist gut zu wissen, dass ich mir darum keine Sorgen mehr machen muss, egal was kommt.“

„Verstehe. Sag mal wärest du so gut und würdest von mir runter gehen?“

Sarah zögerte keinen Moment und stellte sich auf ihre Füße und half ihrer Mutter ebenfalls auf die Füße. Sarahs Mutter musterte sie.

„Also ich glaube da hat jemand die Hosen voll. Kann das sein?“ Sarah wurde rot. Ihre Mutter lachte. „Alles gut. Hab ich dir doch gerade gesagt oder? Aber ein klein wenig Spaß muss du mir auch gönnen.“

Sie ging zur Tür. Ich gehe jetzt nach unten kommst du nach? Kathi und ich haben vorhin noch ein wenig eingekauft und ich glaube ein kleine Stärkung ist jetzt genau das Richtige für dich.“

„Ja ich komm gleich ich will mir nur gerade noch ne Hose anziehen. Und seid so gut und sag Kathi noch nichts von der Windel ja?“ Ihre Mutter nickte und verließ das Zimmer.

2 Kommentare:

  1. Ich finde es super, das diese Geschichte weiter erzählt wird. Ist zwar schneller aufgeklärt wurden als ich dachte, aber auch interessant wie die Mutter reagiert hat. Ich freue mich auf den nächsten Teil und bin gespannt was Du die beiden jungen Damen noch erleben lässt. Schreib bitte bald weiter!

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