Bereits
Montagnachmittag sagte mir meine Mutter dass sie einen Arzttermin für
Mittwoch vereinbart hatte. Es war wieder einmal ein Termin für mich. Ein
weiterer Quacksalber.
Weil der Dok so weit weg war (wir hatten alle
hiesigen Ärzte schon durch) musste ich etwas früher aus dem Unterricht.
Es
kam schließlich der Mittwoch und wir fuhren zu dem Arzttermin. Ich war
etwas aufgeregt und machte darum bestimmt mehr ein als sonst. Dort
angekommen mussten wir ins Wartezimmer. Es handelte sich nicht etwa um
einen Urologen sondern um einen Kinderarzt. Wir warteten alle ewig und
so fing die Mutter eines kleinen Jungen neben uns ein Gespräch mit
meiner Mum an. „Leopold sagt er kann nicht aufs Töpfchen. Er hat noch
nie da rein gemacht. Ging bisher alles in die Windel.“
Der etwa
6-jährige Junge schaute beschämt auf den Boden. „Deswegen sind wir
hier.“ - „Interessant bei meinem Achim hier ist es genau das Selbe.“ Ich
wollte am Liebsten verschwinden. Die Erwachsenen sahen mich komisch an
und die Kinder kicherten oder lachten sogar laut. Als nächstes wurden
Leopold und seine Mutter aufgerufen und ich musste hier weiter sitzen!
Dann fragte mich meine Mutter noch ob ich noch „frisch“ sei und ein
kleines Mädchen fragte laut: „Hast du schon in die Pampers gemacht,
großes Baby?“ Ich wurde total rot. Dann wurden wir endlich aufgerufen.
Ich
musste mich ausziehen. Ich zog mich bis zur Gummihose aus und meine
Mami öffnete diese. Meine Pampers war sichtlich durchgenässt, aber wegen
ein paar Tests und weil meine Mutter eine Ersatzwindel erst aus dem
Auto holen musste, blieb mir nichts anderes übrig als noch etwas in der
vollgepissten Windel zu bleiben. Der Arzt stellte wie alle fest, dass es
kein körperliches Problem gab.
Meine Mum wickelte mich vor
seinen Augen und verließ den Raum als der Dok sie rausschickte. Er
sagte, dass er auch Kinderpsychologe sei und fragte mich ob ich nicht
etwas mit ihm besprechen wollte. Ich erzählte ihm von meinem Leben.
Eigentlich alles was es über mein kurzes, langweiliges Leben zu sagen
gab. Dann fiel mir ein Alptraum wieder ein, den ich öfter mal hatte.
Immer wieder mal.
Ich erzählte ihm von dem Traum in dem ich in
einem Body mit Schnuller im Mund und einer Babymütze – ihr kennt diese
Mützen – durch meine Schule krabbele und weine weil mich alle auslachen.
Zudem mach ich mir auch noch in die Windel! Dann sagt eine Stimme, dass
Achim jetzt zurück in die Krabbelgruppe muss! Dann bin ich in der
Krabbelgruppe und Tanja, in die ich verliebt bin und welche auf die
gleiche Schule geht wie ich, holt ihre kleine Schwester aus der Gruppe
ab und sieht und lacht über mich. Dann wache ich immer auf und muss
praktisch sofort gewickelt werden.
Der Dok nickte daraufhin nur
und wir machten einen neuen Termin aus. Ich bekam nicht mit wann der
Termin war, obwohl ewig darum verhandelt wurde. Offenbar hatte der Dok
kaum Zeit, weil er sich um jeden Patienten so ausgiebig kümmerte.
Jedenfalls fuhren wir dann wieder nach Hause.
In dieser Nacht
kam der Alptraum nicht. Stattdessen träumte ich davon in einem See zu
stehen. Mir war zwar klar dass das bedeutete, dass ich gerade sehr viel
unbewusst in meine Windel uriniert hatte, aber daran konnte ich ja jetzt
auch nichts mehr ändern und so entspannte ich mich einfach, was sich
gut anfühlte.
=> Achims Geschicht (Teil 1)
Anonym per E-Mail eingesendet. Vielen lieben Dank!
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